Die 75. Jubiläumsausgabe von Paris-Nizza war ein spektakuläres Radrennen. In acht Tagen gab es das gesamte Spektrum des Radsports zu sehen: Klassiker-Etappen bei Wind, Regen und Schnee, eine Sprintetappe wie aus dem Bilderbuch, ein spannendes Bergzeitfahren sowie Bergetappen auf Tour-de-France-Niveau. Wie es sich für Paris-Nizza gehört, endete die Fernfahrt in strahlendem Sonnenschein und mit einer hauchdünnen Entscheidung im Gesamtklassement.

Auf eines kann man sich verlassen: Ein Rennen mit Alberto Contador (Trek-Segafredo), und ganz besonders Paris-Nizza, endet erst auf der Ziellinie. Aufgeben kommt dem Spanier nicht in den Sinn, seine wilde Fahrweise ist spektakulär für die Zuschauer, auch wenn für ihn nicht immer das gewünschte Ergebnis herausspringt. So wie im letzten Jahr, als er Paris-Nizza um vier Sekunden gegen Geraint Thomas (Sky) verlor, so wie in diesem Jahr, wo ihm am Ende zwei Sekunden zum Gesamtsieg fehlten. Entsprechend kommentierte Contador nach dem Zieleinlauf: „Ich muss immer etwas versuchen. Nur am Hinterrad bleiben und abwarten liegt mir nicht. Ich gehe lieber volles Risiko und versuche zu gewinnen, auch wenn es manchmal nicht reicht.“

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Der große Gewinner der 75. Ausgabe von Paris-Nizza heißt daher Sergio Henao (Sky), der nie aufgab und am Ende von den starken Mitfahrern in seiner Gruppe profitierte. Sie machten das Rennen durch zahlreiche Attacken noch einmal schnell und spannend. So konnte Henao einen zwischenzeitlichen Rückstand von über einer Minute auf Contador entscheidend verringern. Der Etappensieg ging an Contadors Landsmann David De la Cruz (Quick-Step Floors). Hätte Contador den Tageserfolg eingefahren, wäre ihm aufgrund der Zeitgutschriften auch der Gesamtsieg sicher gewesen.

Die deutschen Fahrer hatten mit dem Ausgang des Rennens erwartungsgemäß nichts zu tun. Nach der verletzungsbedingten Aufgabe von Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) auf der ersten Etappe war kein deutscher Bergspezialist mehr im Feld vertreten. Dafür hatten die deutschen Sprinter die erste Hälfte von Paris-Nizza maßgeblich mitbestimmt. Das Highlight setzte André Greipel (Lotto-Soudal) am fünften Tag mit seinem beeindruckenden Etappensieg in Bourg-en-Péage.

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„Nachdem es auf den ersten Etappen nicht geklappt hat und ich mich auf der dritten Etappe über meinen Fehler sehr geärgert habe, bin ich froh, dass der Knoten dann doch noch geplatzt ist. Der Sieg war nicht nur gut für die Moral sondern zeigt, dass die Form stimmt. Ich habe dieses Jahr mein Rennprogramm im Frühjahr umgestellt, um für die Klassiker gut gerüstet zu sein. Auch wenn ich in den letzten Tagen hier sehr gut über die Berge kam, werde ich nicht bei Mailand-Sanremo starten. Als nächstes kommt dann die Katalonien-Rundfahrt, als Vorbereitung auf Flandern und Roubaix“, zieht der 34-jährige sein Fazit aus dem Rennen zur Sonne.

Aber auch John Degenkolb (Trek-Segafredo), Marcel Kittel (Quick-Step Floors) und Nikias Arndt (Sunweb) zeigten, dass sie für die kommenden Frühjahrsklassiker bestens gerüstet sind.

John Degenkolb sagte nach dem Rennende in Nizza: „Ich bin ganz zufrieden mit der letzten Woche hier bei Paris-Nizza. Das war der finale Formtest vor den nun anstehenden Monumenten. Durch die Härte des Rennens, insbesondere den ersten beiden Windkanten-Etappen mit Regen ­– die hatten ja schon fast Klassiker-Format, aber auch mit dem  Abschluss in den Bergen war das die optimale Vorbereitung für die nun anstehenden Klassiker. Ich fühle mich gut. Die Form passt und ich freue mich nun auf meine ersten Saison-Highlights, von Milan-Sanremo über die Ronde van Vlaanderen bis zu Paris-Roubaix.  Und natürlich auch auf mein Heimrennen, den deutschen Klassiker Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt.“