Die Königin der Klassiker geht am Sonntag in ihre 115. Austragung. Nachdem er im letzten Jahr nicht zur Titelverteidigung antreten konnte, steht John Degenkolb (Trek-Segafredo) dieses Mal wieder auf dem Kopfsteinpflaster von Compiègne am Start. Für den Gewinner von 2015 ist die Zielsetzung klar: „Ich hoffe, dass wir bei Roubaix ein schönes Ergebnis einfahren. Am liebsten möchte ich einen zweiten Pflasterstein mit nach Hause nehmen.“ Mit Degenkolb gehen 14 weitere deutsche Profis auf die Strecke über 257 Kilometern, davon 55 Kilometer legendäre Kopfsteinpflaster-Sektoren.

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Die Wetterprognosen sagen beste Bedingungen für den Radsport-Klassiker voraus. 20 Grad, Sonnenschein und leichter Wind hören sich nach einem schönen Sonntag im April an. Für die 200 Profis, die sich der Hölle des Nordens stellen, bedeutet dies aber: es wird staubig, schnell und stressig. Gleich 29 Passagen mit dem unerbittlichen Kopfsteinpflaster Nordfrankreichs, zwei mehr als im Vorjahr, erhöhen zudem die Strapazen. Nach 30-jähriger Abstinenz werden in diesem Jahr die Sektoren Briastre (26) und Solesmes (25) wieder in das Programm aufgenommen. Traditionell wurden drei Abschnitte mit der höchsten Schwierigkeitsstufe von fünf Sternen bewertet: der Wald von Arenberg, der nach 161 Rennkilometern regelmäßig die Favoritenteams zu einer Selektion im Feld animiert, Mons-en-Pévèle sowie Carrefour de l’Arbre, der 17 Kilometer vor dem Zielstrich oft für rennentscheidende Attacken genutzt wird.

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Auf der Startliste stehen viele Fahrer, die im prestigeträchtigen Velodrome von Roubaix für den Gewinn des begehrten Pflastersteins in Frage kommen. Angefangen vom vierfachen Sieger Tom Boonen (Quick-Step Floors), der am Sonntag seine Abschiedsvorstellung gibt und nach dem Rennen sein Rad an den berühmten Nagel hängen wird. Olympiasieger Greg van Avermaet (BMC Racing Team) und Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) haben sich bei den bisherigen Klassikern packende Duelle geliefert und wollen in Roubaix die Chance nutzen, in dieser Saison ein Frühjahrsmonument zu gewinnen. Oder kann sich, wie Vorjahressieger Matthew Haymann (Orica-Scott), ein Fahrer durchsetzen, den viele Experten nicht auf der Rechnung haben?

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Die sprintstärkeren Fahrer Alexander Kristoff (Team Katusha-Alpecin) und John Degenkolb haben pünktlich zu Paris-Roubaix bei den letzten Klassikern ihre sehr gute Form unterstrichen. Entsprechend ambitioniert sagt Degenkolb im Gespräch vor dem Rennen: „Roubaix war schon immer etwas ganz Besonderes für mich. Der Sieg 2015 war der schönste Tag in meiner Karriere und das gibt wahnsinnig viel Motivation, um am Sonntag wieder ganz vorne dabei zu sein.“

Das deutsche Kontingent bestehend aus 14 weiteren Fahrern, vom elffachen Teilnehmer Marcus Burghardt (Bora-hansgrohe) über Zeitfahrweltmeister Tony Martin (Team Katusha-Alpecin) bis zum Debütanten Max Walscheid (Team Sunweb). Der 33-jährige Routinier Burghardt ist als Edelhelfer für Peter Sagan dabei und spielt vor dem Rennen seine ganze Erfahrung aus: „Bei Roubaix ist die Streckenkenntnis sehr entscheidend. Aus früheren Fehlern lernst Du über die Jahre hinweg und kommst von Mal zu Mal mehr in die Strecke hinein.“.

Der zehn Jahre jüngere Walscheid geht dagegen vorsichtiger in das Rennen: „Ich rolle gut über das Pflaster, kann über kurze und mittlere Distanzen sehr viel Kraft produzieren. Das sollte mir auf den Pavé-Sektoren entgegen kommen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich noch nie Pflaster von Roubaix-Kaliber gefahren bin. Ich bin gespannt.“.

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Tony Martin, der erst im letzten Jahr seine Roubaix-Premiere feierte, blickt noch einmal zurück: „Es war eindrucksvoll, die gesamte Atmosphäre live zu erleben, da ich Roubaix bis zu diesem Zeitpunkt nur aus dem Fernsehen kannte. Der gesamte Rennverlauf war natürlich auch aus meiner Sicht gigantisch. Mit einer kleinen Gruppe die Spitze zu bilden bei solch einem Rennen, war schon einzigartig.“.

Wie bereits im Vorjahr wird Paris-Roubaix auch in diesem Jahr vom Start weg über die komplette Länge live im Fernsehen übertragen. Die deutschen Fans können ab 11:00 Uhr das Monument des Radsports über sechs Stunden mitverfolgen.