Peter Sagan (BORA – hansgrohe) hat die 116. Austragung von Paris-Roubaix gewonnen und sich den ersten Pflasterstein seiner Karriere geholt. Sagan schlug im Sprint den Schweizer Meister Silvan Dillier (AG2R La Mondiale), der mit dem zweiten Platz den größten Erfolg seiner Karriere feiert. Dillier fuhr mehr als 200 Kilometer als Ausreißer an der Spitze des Rennens und zeigte eine beeindruckende Leistung. Das Podium vervollständigt Niki Terpstra (Quick- Step Floors), der erneut seine starke Klassikerform unterstrich.

Nils Politt (Katusha-Alpecin Team) gewann den Sprint der Verfolger und erreichte auf dem 7. Platz das Ziel. Der jüngste Deutsche ist damit auch der bestplatzierte deutsche Teilnehmer.

Ein Weltmeister gewinnt Paris-Roubaix – das gelang zuletzt Bernard Hinault im Jahr 1981. Die heutige Ausgabe der Königin der Klassiker war aufgrund der frühlingshaften Wetterbedingungen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 43,55 km/h eine der Schnellsten.

Der Rennverlauf
© A.S.O.

Nach einigen Schauern in der Nacht vor der 116. Austragung von Paris-Roubaix fand die Fahrt durch die Hölle des Nordens am Sonntag bei schönstem Wetter statt. 50 Kilometer vergingen nach dem Start in Compiègne bis die Favoritenteams eine Ausreißergruppe zuließen. Nachdem 100 Rennkilometer absolviert wurden, kam es im zweiten Kopfsteinpflaster-Sektor zu einem Sturz in der Mitte des Feldes, der für eine frühzeitige Selektion sorgte. Durch den engen Abschnitt wurden die Fahrer im zweiten Teil des Pelotons aufgehalten. 50-60 Fahrer konnte sich vom Rest absetzen. Diese große Gruppe mit allen Favoriten bestimmte den folgenden Rennabschnitt. Zwischen den rennentscheidenden Pflasterabschnitten mit der höchsten Schwierigkeitsstufe, dem Wald von Arenberg und Mons-en-Pévèle, kam es zu einem wahren Ausscheidungsfahren in der Favoritengruppe. Die erfolgreiche, vorentscheidende Attacke setzte Peter Sagan 55 Kilometer vor dem Ziel und setzte so die Verfolgergruppe unter Druck. Sagan schloss sich an der Spitze mit Dillier und Jelle Wallays (Lotto-Soudal), den letzten verbliebenden Ausreißern der ersten Rennstunde, zusammen und konnte seinen Vorsprung auf die Verfolger schnell auf eine Minute ausbauen. Eine kleine Gruppe um Vorjahressieger Greg van Avermaet (BMC Racing Team) und Terpstra versuchte den Minutenvorsprung zu verkleinern, blieb aber bis zur Einfahrt in das Velodrome von Roubaix erfolglos.

 


Stimmen zum Rennen

Peter Sagan: „Es ist toll – ein unglaubliches Gefühl. Es ist ein sehr großer Sieg in meiner Karriere. Einfach atemberaubend. Danke an alle meine Teamkollegen und das gesamte BORA-hansgrohe-Team. Sie haben sehr gut gearbeitet. Es ist immer besser, jemanden nicht zu unterschätzen. Ich frage ihn (Silvan Dillier), ob wir es zusammen versuchen und er sagte mir ‚Ja, ich arbeite mit Dir‘. Auf dem Kopfsteinpflaster war ich etwas mehr in der Führung, aber es war auch unmöglich, ihn in diesen Sektoren zu distanzieren. Ich war zuversichtlich für den Sprint, hatte aber auch Krämpfe. Am Ende habe ich es geschafft und ich bin sehr glücklich darüber. Es ist ein großer Sieg, ein sehr schöner Moment für mich.“

Silvan Dillier: „Heute war Peter für mich der Engel und Teufel in Person. Ein Engel, weil wir sehr gut zusammengearbeitet haben und der Teufel, weil er im Sprint eben nur schwer zu schlagen ist. Zuletzt war ich wirklich glücklich, dass wir so gut harmonierten. Wir haben uns respektiert und schlussendlich einen tollen Sprint im Velodrome gezeigt. Er war besser und ich gratuliere ihm.“

Nils Politt, bestplatzierter Deutscher: „Hätte ich mit jemanden vor dem Rennen gewettet, hätte ich gesagt, Ihr seid bekloppt, dass ich hier Top10 fahre. Die Beine waren schon in Flandern gut, ich habe mich fit gefühlt. Ich bin ohne Defekt und Sturz durchgekommen und einfach super happy mit dem 7. Platz. Ich werde weiter an mir arbeiten. Ich habe heute gezeigt, dass ich das Potenzial habe, hier vorne reinzufahren. Es ist von jedem Fahrer ein Traum, Paris-Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt zu gewinnen. Das sind zwei Monumente im Radsport. Wenn so etwas mal klappen würde, wäre es absolute Spitze. Aber soweit denke ich gar nicht, eher Schritt für Schritt und als nächstes Top 5 und dann mal auf’s Podium.“

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Enrico Poitschke, Sport Direktor des Siegers Peter Sagan: „Das ist sicherlich einer der größten Siege des Teams und wir haben so lang darauf hingearbeitet. Jetzt ein Monument gewonnen zu haben, ist eine Super-Sache. Und wie wir es gewonnen haben, kommt noch dazu. Ich kann nur dem ganzen Team einen großen Dank sagen. Das haben wir uns alle verdient und heute werden wir richtig feiern! Die entscheidenden Momente waren, dass wir vom ersten Sektor in der richtigen Position waren. Es gab viele Stürze, es war nass und sehr gefährlich. Das ganze Team hat einen Super-Job gemacht und Peter immer wieder in die richtige Position gebracht. Dann natürlich die Attacke am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt, das Stehvermögen – da kommt alles zusammen und dann kann man gewinnen.“

Andreas Schillinger, Mannschaftskollege von Sagan und seit der ersten Teilnahme des Teams ununterbrochen bei Paris-Roubaix gestartet: „Was soll ich sagen. Es war jetzt mein 8. Start mit Ralph (Denk) und jetzt sind wir am Ziel. Wir haben das Rennen gewonnen. Wir sind endlich am Ziel. Die Gefühle sind unbeschreiblich. Ich bin so glücklich, es ist der Wahnsinn. Rudi (Selig) und ich sollten die ersten 100 Kilometer abdecken und die Jungs auf Position ins Pflaster fahren. Dann sollten wir normalerweise bis zum Arenberg da sein. Aber vorher war der große Sturz und wir waren eine Gruppe weiter hinten. Da kamen wir zwar nicht mehr zurück, aber im Großen und Ganzen ist es so gelaufen, wie wir es geplant haben. Also perfekt.“