5. Etappe Vittel – La Planche des Belles Filles (160,5 km)
Nach dem Ausschluss von Peter Sagan hat Marcus Burghardt auf der ersten bergigen Etappe keine eigenen Ambitionen, sondern verbringt den Großteil des Tages im Hauptfeld. Arbeit für die Bergspezialisten Emanuel Buchmann und Rafal Majka steht auf dem Plan. Es wird jedoch keinesfalls ein leichter Tag. Unter dem Diktat der BMC Mannschaft wird den ganzen Tag hohes Tempo gefahren. Den sechs Ausreißern werden nie mehr als drei Minuten Vorsprung gegönnt. Im welligen Terrain der Vogesen wird das fünfte Teilstück dadurch zu einer harten Prüfung für alle Fahrer. Marcus erreicht La Planche des Belles Filles als 96. mit 10:14 Rückstand.
Die Werte für die gesamte Etappe:
Zeit: 4h14:20 Geschwindigkeit: 41,1 km/h Durchschnittsleistung: 252 Watt Höhenmeter: 2.075 m
Die ersten zwei Rennstunden sind bereits sehr flott: 44,5 km/h und 231 Watt Leistung sind Marcus‘ Werte! Die Herzfrequenz liegt bei 124 Schlägen pro Minute (bpm).
Zum Vergleich: Gestern ließ es das Feld deutlich gemächlicher angehen. In den ersten zwei Stunden fuhr man mit 36 km/h im Schnitt und Marcus benötigte 152 Watt.
An der ersten Bergwertung nach 105 km wird es wirklich hart. 420 Watt für 7:56 Minuten – das sind 5,45 Watt pro Kilogramm (W/kg). Danach geht es schnell bis zum Ziel. Die letzten 25km fährt Marcus mit 323 Watt und die Herzfrequenz ist jetzt bei 160 bpm.
Das Rennen entscheidet sich dann in La Planche des Belles Filles: Marcus überwindet den 5,8 km langen Endanstieg in 26:25 Minuten. Das sind 13,3 km/h und 309 Watt bei einer Steigung von 8,3 %. Wie man im Vergleich zur ersten Bergwertung erkennt, nimmt der Deutsche Meister hier leicht raus und spart Kräfte für die nächsten Etappen. Dennoch ist er am Ende noch 5 bis 10 Minuten vor dem Gruppetto, dem hinteren Feld mit allen Sprintern.
Einige bemerkenswerte Daten:
1min Bestleistung: 471 Watt oder 6,16 W/kg | 5min Bestleistung: 428 Watt oder 5,56 W/kg
Höchstgeschwindigkeit: 87,1 km/h, auf der Abfahrt nach der ersten Bergwertung
Die Durchschnittstemperatur ist heute laut Marcus‘ Radcomputer 30 Grad Celsius. Eine heiße Etappe!
Was macht Bergetappen so schwer?
Im Gegensatz zu flacheren Etappen ist bergauf der Windschatten wenig effektiv. Dadurch zählt an den Anstiegen nur die individuelle Leistungsfähigkeit. Regenerationsphasen erlauben die steilen Rampen nicht. So werden nach und nach Fahrer abgehängt, bis nur noch die besten Bergfahrer verbleiben. Dabei gewinnt nicht unbedingt der Fahrer, der im ausgeruhten Zustand die höchste Leistung erbringt, sondern wer auch nach zermürbenden vier oder fünf Stunden im Sattel noch 400 Watt oder mehr erbringen kann.
Kletterleistungen an den entscheiden Bergen:
Weltklasse (Top 10): 360-450 W (6 W/kg oder mehr)
Top 20: 340-425 W (5,5-6 W/kg)
Sprinter im Gruppetto: 300-400 W (4-5 W/kg)
Starke Amateure: 280-380 W (bis ca. 5 W/kg)