18. Etappe: Briancon – Izoard (179.5km) 

Die letzte Bergetappe der Tour de France 2017 endete mit einer brutalen Bergankunft auf dem Col d‘Izoard – in 2.360m Höhe. Hier wurde eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung erwartet. Burghardt wurde zwar nicht als einer der ersten im Ziel erwartet, war aber von Anfang an sehr aktiv und versuchte zusammen mit Teamkollege Emanuel Buchmann eine Ausreißergruppe zu bilden. Später leistete Marcus dann lange die Nachführarbeit im Feld, um den Abstand zur Spitzengruppe in Grenzen zu halten. Vor allem auf den ersten 120 km ist er einer der auffälligsten Fahrer. Dabei steigerte Marcus seine allgemeinen Werte im Vergleich zum Vortag noch einmal.

Leistungswerte für die gesamte Etappe:

Zeit: 5h12:26 (164. Platz, +30:43min)

Geschwindigkeit: 34,5 km/h (Sieger: 38,4 km/h)

Durchschnittsleistung: 270 Watt (Gewichtete Leistung: 323 Watt)

Höhenmeter: 3.550 m

Kalorien: Ca. 5.650

Die aggressive Startphase

Der Deutsche Meister fuhr einige starke Attacken, teils mit Bergfahrer Emanuel Buchmann am Hinterrad. Bei Kilometer 2 eine harte Beschleunigung mit 504 Watt für 1:10 min und kurze Zeit später eine längere Belastung mit 448 Watt für 3:27min am ersten kurzen Anstieg des Tages. Hier erreicht Marcus auch eine seiner höchsten Leistungen der Etappe: 1.294w! Leider schafften es Buchmann und Burghardt nicht in die große Gruppe des Tages und reihten sich wieder im Hauptfeld ein.

Tempoarbeit fürs Team

Mit ca. 80km in der Etappe hat die große Ausreißergruppe immer noch knapp 6 Minuten Vorsprung. Burghardt’s Team glaubte immer noch an die Chancen ihres Bergfahrers Buchmann und Marcus setzte sich an die Spitze des Feldes, um den Abstand zu reduzieren. Für die nächsten 21,5 km leistete er 356 Watt für 27:08 min und führt das Peloton mit 47,4 km/h zum Col de Vars! Ohne Rücksicht auf die eigenen Ambitionen setzte er alle Reserven für das Team ein.

Die Anstiege

Ich war sehr, sehr lange alleine hinten nachdem ich alles für Emu gegeben habe“, sagte Marcus Burghardt im Anschluss. Nach der starken Arbeit ließ er sich zurückfallen und es ging noch über zwei Alpenpässe der höchsten Kategorie. Als erstes wartete der Col de Vars und obwohl Burghardt kurz zuvor alles gegeben hatte, leistete er weit über 300 Watt an dem fast 10km langen Anstieg.

Col de Vars (9,3 km mit 7 %): 34:36 min – 16,2 km/h – 336 W – 4,36 W/kg

Nach einer Abfahrt über fast 20 km, auf der Marcus seine Höchstgeschwindigkeit von 99.4 km/h erzielte, ging es den berüchtigten Col d’Izoard hinauf. Mit insgesamt 14,1 km ist der Anstieg bereits extrem hart. Hinzu kommt der Faktor Höhe, die sich ab ca. 1.500 m auf die Leistungsfähigkeit auswirkt. Marcus musste hier alleine hinter der Gruppe mit den Sprintern klettern und sich 25 bis 30 Minuten nach den ersten Fahrern durch die Menschenmassen kämpfen.

Col d‘Izoard (14,1 km mit 7 %): 57:12 min – 14,7 km/h – 294 W – 3,83 W/kg

Profis gegen Jedermänner?

Am 16. Juli fand auf der exakt gleichen Route das Hobbyrennen L’Étape du Tour statt. Dadurch lassen sich die Leistungen Profis und der Jedermänner fast 1:1 vergleichen. Auf Strava stehen sowohl die Leistungsdaten vom Sieger der L’Étape du Tour, Jonas Abrahamsen aus Norwegen, als auch vielen anderen Teilnehmern zur Verfügung.

 

  Marcus

Burghardt

Jonas

Abrahamsen

Vorderfeld

L’Étape

“Flache” 121km bis zum Col de Vars 2h57:25 / 40.9km/h

271w / 3.51w/kg

 

3h07:44 / 38.7km/h

228w / 3.80w/kg

3h10:50 / 38.1km/h

234w / 3.08w/kg

Col de Vars 34:40 / 16.2km/h

336w / 4.36w/kg

 

31:05 / 18.1km/h

315w / 5.25w/kg

39:34 / 14.2km/h

280w / 3.68w/kg

Col d’Izoard 57:12/ 16.2km/h

335w / 4.35w/kg

 

46:15 / 18.0km/h

305w / 5.08w/kg

1h03:42 / 13.1km/h

250w / 3.29w/kg

 

Die Leistungswerte des Amateurs Abrahamsen an den Anstiegen sind sehr beeindruckend. Er leistet je über 5 W/kg an den Anstiegen und nimmt Burghardt dort insgesamt 15 Minuten ab. Es ist aber zu bedenken, dass Marcus in den ersten 3 Stunden des Rennens viel mehr Kräfte investieren musste. Sowohl die Attacken zu Beginn als auch die lange Führungsarbeit waren zehrend. Er verbringt deutlich mehr Zeit in den Spitzenbereichen der Leistung (siehe 25 Watt Leistungsverteilung). Ohne Ambitionen musste er zudem an den Pässen nicht mehr alles geben. Im ausgeruhten Zustand könnte er mit dem 60 kg Leichtgewicht aus Norwegen auch bergan mitfahren.

Dennoch: In den letzten Jahren haben die besten Hobbyfahrer stark aufgeholt mit modernen Trainingsmethoden und Leistungsmessern kann heute ein sehr hohes Niveau erreicht werden. Selbst die Fahrer im Mittelfeld eines solchen Radmarathons erbringen sehr hohe Leistungen. 220-250 Watt müssen es für 6 Stunden sein, um in die Top 200 oder 300 der Ergebnisliste zu kommen.