Interview mit Marcus Burghardt (Bora-hansgrohe) vor Paris-Roubaix 2017
Am Sonntag startest Du zum 12. Mal bei Paris-Roubaix. Damit bist Du der Oldie unter den deutschen Startern. Warum ist gerade bei diesem Rennen die Erfahrung so maßgeblich?
„Bei Roubaix ist die Streckenkenntnis sehr entscheidend. Wenn Du jung bist, ist die Gefahr einfach groß, dass Du Fehler machst. Dich zu früh zu gut positionierst oder später einfach zu schlecht. Aus diesen Fehlern lernst Du über die Jahre hinweg und kommst von Jahr zu Jahr mehr in die Strecke hinein.“
Was sind die Schlüsselstellen im Rennen, auf die man besonders achten musst?
„Das geht schon mit dem ersten Sektor los. Da musst Du einfach vorne sein. Dann der Sektor vor dem Wald vor dem Arenberg und der Arenberg an sich, Mons und Carrefour de l’Arbre, Da zahlt sich die Erfahrung aus. Die Punkte habe ich alle im Kopf, da brauche ich nicht mal einen Sticker auf dem Rad (lacht).“
Nachdem sich im letzten Jahr bei Paris-Roubaix die Chance für Dich ergeben hat, auf Ergebnis zu fahren, hast Du mit dem 19. Platz Dein bisher bestes Resultat in Roubaix eingefahren. Was ist Dir in Erinnerung geblieben?
„Vor allem eines: da das Rennen so schnell und stressig war, habe ich komplett vergessen, zu essen. Da hat es mir 70 Kilometer vor dem Ziel richtig den Stecker gezogen. Dann stand ich einfach still. Wäre mir das nicht passiert, wäre sogar ein noch besseres Ergebnis drin gewesen. Gerade in Roubaix ist das Essen so wichtig. Aber Du kannst auf den Sektoren nichts essen, weil beide Hände am Lenker sind. Dann kommt man aus dem Sektor raus und ist erst einmal kaputt. Mit den Gedanken ist man schon beim nächsten Abschnitt und versucht sich und den Leader in Position zu bringen. So geht’s immer weiter.“
Stehst Du in diesem Jahr auch mit eigenen Ambitionen am Start oder ist die komplette Team-Strategie auf Peter Sagan ausgelegt?
„Ich hatte elf Mal die Chance, Paris-Roubaix zu gewinnen und habe es nicht geschafft (lacht). Wir gehen mit einem klaren Leader in das Rennen, der die Chance hat, es zu gewinnen und das ist Peter. Falls es sich aus irgendeiner Rennsituation die Möglichkeit ergeben sollte, sind wir aber als Team so breit aufgestellt, dass wir sicher auch einen anderen Fahrer nach vorne schicken können.“
Bora-hansgrohe hat ein sehr erfahrenes Team für Roubaix nominiert. Zusammen kommt Ihr auf 42 Starts und die Hälfte Eurer Fahrer konnte sich bereits in den Top20 platzieren. Aber diese Konstellation ist für Euch alle neu. Hat sich bereits alles eingespielt?
„Ich denke schon. Wenn man sich die flämischen Rennen anschaut, da hat das sehr gut funktioniert. Bei Rennen wie Gent-Wevelgem oder auch Flandern hatten wir das gut im Griff. Vor allem bei Paris-Roubaix braucht jeder Fahrer im Team seinen genauen Job. Jeder von uns muss wissen, bis wann oder ab wann er arbeiten muss. Wenn das zu 100% funktioniert, kann Peter um den Sieg mitfahren.“
Mit Andreas Schillinger und Dir stehen Peter Sagan am Sonntag gleich zwei deutsche Roubaix-Routiniers als Helfer zur Verfügung. Was sind Eure Aufgaben, um ihn zu unterstützen?
„Für uns ist extrem wichtig, dass wir nach dem Wald von Arenberg da sind. Ab da geht das Rennen richtig los. Die großen Teams schicken ihre Fahrer nach vorne, um das Rennen schwer zu machen. Da müssen wir wachsam sein und keine gefährliche Gruppe gehen lassen, die uns ins Hintertreffen bringen könnte.“