Zu keinem Zeitpunkt ließ Adam Yates (Ineos Grenadiers) Zweifel daran aufkommen, dass irgendein anderer als er die Königsetappe der Deutschland Tour hinauf zum Schauinsland gewinnen könnte. Während Mitfavoriten wie Romain Bardet (Team DSM), Bauke Mollema (Trek – Segafredo) oder auch die Bergspezialisten von BORA – hansgrohe an Boden verloren, setzte sich der 30-Jährige früh ab und fuhr die letzten acht Kilometer solo dem Sieg entgegen. Inklusive Bonussekunden fuhr sich der Brite auf der 3. Etappe so eine Führung von 30 Sekunden in der Gesamtwertung auf Pello Bilbao (Bahrain Victorious), der Tageszweiter wurde, heraus.

Auch hinter Yates wurde die Gesamtwertung ordentlich durcheinandergewirbelt. Bilbao ist neuer Zweiter. Mauri Vansevenant (Quick-Step Alpha Vinyl), der Etappendritter wurde, rangiert auf dieser Position nun auch im Kampf um das Rote Trikot. Ganz vorne ist der 23-jährige Belgier aber in der Nachwuchswertung, zeitgleich mit Mattias Skjelmose (Trek – Segafredo). Eine Sekunde dahinter rangiert Georg Zimmermann (Intermarché  –  Wanty – Gobert Matériaux), als bester deutscher Fahrer im Klassement.

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Die anderen beiden Wertungstrikots bleiben bei ihren bisherigen Besitzern. Alexander Kristoff (Intermarché  –  Wanty – Gobert Matériaux) verteidigte das Grüne Trikot des Punktbesten. Das Blaue Trikot für die Bergwertung trägt weiterhin Jakob Geßner (Lotto – Kern Haus). „Wir sind heute mit dem Ziel gestartet, möglichst viele Punkte an den ersten Bergwertungen zu holen. Es hat leider nicht für die Maximalpunktzahl gereicht, aber für ein kleines Polster. So ein Trikot auf den Schultern entfacht da immer noch eine kleine Flamme. Wir sind hier als Konti-Team nicht an den Start gegangen, um nur mitzufahren.

Viel mehr als Mitfahren war für Simon Geschke (Nationalmannschaft) bei seinem Heimspiel nicht drin. „Aus sportlicher Sicht war es sehr durchschnittlich. Aber durchschnittlich reicht an so einem Tag auf diesem Level nicht. Meine Beine waren nicht so, wie sie hätten sein müssen. Man muss akzeptieren, dass es gerade etwas zäher läuft.“ Die Stimmung hingegen konnte der 36-Jährige genießen. „Es war hier am Schauinsland trotz des Wetters fast ein bisschen wie bei der Tour de France. Ich habe sehr oft meinen Namen gehört und war schon etwas aufgeregter als normalerweise.

Wie das Rennen lief

Direkt am Start in Freiburg hatte sich eine sechsköpfige Gruppe abgesetzt. Das Brüderpaar Michiel und Abram Stockman (beide Saris Rouvy Sauerland), Joshua Huppertz und Bergtrikot-Träger Jakob Geßner (beide Lotto – Kern Haus) waren bereits auf den vorangegangenen Etappen in Ausreißergruppen. Dazu gesellten sich Frederik Raßmann (Dauner – Akkon) und Harm Vanhoucke (Lotto Soudal). Mehr als sieben Minuten betrug ihr maximaler Vorsprung. Im Anstieg zur Luisenhöhe 15 Kilometer vor dem Ziel fiel die Spitzengruppe auseinander. Also BORA – hansgrohe dann mit Tempo in den Schauinsland fuhr, löste sich auch das Hauptfeld auf. Dann schlug die Stunde von Yates.

Durch die relativ geringen Abstände nach der Schauinsland-Etappe wird der Kampf um das Gesamtklassement nun auf das letzte Teilstück von Schiltach nach Stuttgart vertagt. Verteilt auf 186,6 Kilometer müssen über 3000 Höhenmeter überwunden werden – mehr als auf jeder anderen Etappe der diesjährigen Rundfahrt. Drei finale Runden in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, auf der jeweils der Anstieg zum Herdweg gemeistert werden muss, werden die Entscheidung über die Nachfolge von Nils Politt (BORA – hansgrohe) als Champion der Deutschland Tour bringen.