Mit dem ersten Sieg seiner Karriere hat Ilan Van Wilder (Soudal Quick-Step) bei der Deutschland Tour das Rote Trikot übernommen. Der Belgier gewann die 1. Etappe über 179 Kilometer in Merzig im Sprint einer Dreiergruppe vor Felix Großschartner (UAE Team Emirates) und Pavel Sivakov (Ineos Grenadiers) und löste damit in der Gesamtwertung seinen Teamkollegen Ethan Vernon ab, der tags zuvor den Prolog gewonnen hatte.

Van Wilder führt die Gesamtwertung nun mit neun Sekunden vor Großschartner und zehn vor Sivakov an. Der 23-Jährige bekommt damit auch das Trikot des besten Nachwuchsprofis, das stellvertretend aber Kevin Vermaerke (Team dsm – firmenich) tragen wird. Der US-Amerikaner kommt als drittbester Jungprofi dafür infrage, weil Vernon, der noch vor ihm im Ranking liegt, das Grüne Trikot des Punktbesten verteidigen konnte. Das erstmals vergebene Blaue Trikot für den Führenden in der Bergwertung sicherte sich Harm Vanhoucke (Lotto Dstny).

Erster Profisieg für Van Wilder

„Ich bin sehr stolz auf dieses Ergebnis“, sagte Van Wilder auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. „Als wir in der Gruppe waren, sind wir einfach Vollgas gefahren. Keiner hat gezögert oder Führungen ausgelassen. Erst 500 Meter vor dem Ziel gingen die Spielchen los, aber da hatten wir es schon in der Tasche. Ich wusste, dass ich einen guten Sprint fahren kann, ich hatte viel Selbstbewusstsein.“

Bester Deutscher in der Gesamtwertung ist weiterhin Nils Politt (Bora – hansgrohe). Der Kölner kam gemeinsam mit dem Hauptfeld zehn Sekunden nach Van Wilder ins Ziel und ist sechster der Gesamtwertung.

So lief das Rennen

Nach dem Start in St. Wendel bestimmte eine Ausreißergruppe um die fünf deutschen Kontinental-Fahrer Vincent John (Rad-Net Osswald), Albert Gathemann (P&S Benotti), Jasper Levi Pahlke, Oliver Mattheis (beide Bike Aid) und Silas Köch (Saris Rouvy Sauerland) sowie den Belgier Vanhoucke den Großteil des Tages, nachdem sie sich nach wenigen Kilometern abgesetzt hatte. Mehr als fünfeinhalb Minuten Vorsprung arbeitete sich das Sextett heraus.

Im hügeligen Mittelteil der Etappe fiel die Gruppe zunächst auseinander, 38 Kilometer vor dem Ziel wurde Vanhoucke als Letzter gestellt. Die Bergwertung hatte der Belgier zu diesem Zeitpunkt bereits sicher. Daraufhin verflachte das Tempo zunächst, bis es in Merzig auf die beiden Schlussrunden ging. Einer der Mitfavoriten, Mads Pedersen (Lidl-Trek), war zu diesem Zeitpunkt bereits abgehangen. 

Bei der ersten Überquerung des Ellerbergs wurde das Feld zwar stark verkleinert, eine Entscheidung fiel jedoch noch nicht. Auf der zweiten Runde attackierte dann Sivakov. Erst schloss Van Wilder zu ihm auf, dann auch Großschartner. Dahinter bildete sich ein weiteres Trio um Vermaerke, den Vorjahreszweiten Pello Bilbao (Bahrain Victorious) und Dylan Teuns (Israel – PremierTech), die sich zwar bis ins Ziel vor dem Hauptfeld halten konnten, die Spitze aber nicht mehr erreichten.

Etappe 2 führt ins Sauerland

Auf der 2. Etappe zieht der Tross weiter nach Hessen. In Kassel startet die längste Etappe der diesjährigen Deutschland Tour. 201,3 Kilometer später ist das nordrhein-westfälische Winterberg erreicht. Auch dieses Teilstück führt über weite Strecken durch hügeliges Terrain. Entscheidend werden aber die letzten 20 Kilometer. Zunächst geht es hinauf nach Altastenberg, ehe der Sieger im Bergauf-Finish in Winterberg gekürt wird.