Der Kolumbianer Egan Bernal (Sky) hat sich die Königsetappe der 13. Amgen Tour of California über 196,5 Kilometer von Folsom nach South Lake Tahoe gesichert. Der 21-Jährige setzte sich nach einer Attacke am vorletzten Anstieg zum Daggett Summit aus der Favoritengruppe ab und übernahm mit seinem zweiten Tageserfolg auch das Gelbe Trikot von Tejay van Garderen (BMC).
Der zweite Etappenrang ging an den Briten Adam Yates (Mitchelton-Scott), der 1:28 Minuten nach Bernal das Ziel in 2.000 Metern Höhe erreichte. Dritter wurde Bernals Teamkollege Tao Geoghegan Hart (+1:30) aus Großbritannien. Van Garderen erreichte das Ziel als Siebter (+1:38).
„Heute war ein langer Tag aber ich habe mich am letzten langen Anstieg gut gefühlt. Mein Team hat das Rennen hart gemacht und dann habe ich es einfach versucht“, sagte Bernal auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. Dabei hatte das Tagesprofil nicht nur den Sprintern einiges abverlangt: „Der ganze Tag bestand nur aus Klettern. Das ist auch für uns Bergfahrer sehr schwer. Wir wussten, dass Sky die Initiative ergreifen würde“, sagte Yates nach dem Rennen. Der 25-Jährige erwies sich nach Bernal als der beste Kletterer des Tages.
Der Rennverlauf
Nach etwa 25 Kilometern der mit 5.300 Höhenmetern schwersten Etappe der Rundfahrt hatten sich neun Fahrer aus dem Staub gemacht. Sean Bennett (Hagens Berman Axeon), Gregory Rast, Toms Skujins (beide Trek-Segafredo), Sergej Tvetcov (United Healthcare), Floris de Tier (LottoNL-Jumbo), Tom-Jelte Slagter (Dimension Data), Lawson Cradock (EF-Drapac), Evan Huffman (Rally Cycling) und der amtierende U23-Weltmeister Benoit Cosnefroy (AG2R-La Mondiale) fuhren bis zu 5:30 Minuten an Vorsprung auf das Peloton heraus. Da Bennett als Gesamtfünfzehnter nur 3:43 Minuten an Rückstand auf Van Garderen aufwies, fuhr der US-Amerikaner zeitweise im virtuellen Gelben Trikot. Angeführt von BMC reduzierte das Feld den Abstand allerdings zunehmend Richtung Ziel, ehe Sky in der Anfahrt zum Daggett Summit (12,7 Kilometer bei 6,1%) das Kommando übernahm.
„Letzten Endes war der Etappensieg unmöglich. Diese Etappen muss man als Chance wahrnehmen. Die Gruppe lief gut, aber Sky ist heute voll auf Gesamtwertung gefahren“, sagte Ausreißer Slagter im Ziel. „Die Etappe lief besser als erwartet. Viele sind mit den schlimmsten Vorstellungen reingegangen. Wir sind aber kontrolliert gefahren und bis zu Kilometer 140 fast als ganzes Feld zusammengeblieben“, bilanzierte Nikias Arndt (Team Sunweb) im Etappenziel.
Rund 14 Kilometer vor dem Ziel setzte Bernal seine entscheidende Attacke und distanzierte rasch die weiteren Favoriten. Obwohl diese in der Abfahrt zusammenarbeiteten, konnte der Sky-Profi seinen Vorsprung bis zum Ziel weiter ausbauen und ungefährdet den Etappensieg holen. In der Gesamtwertung nimmt Bernal 1:25 Minuten an Vorsprung auf Van Garderen mit auf die flache Schlussetappe rund um Sacramento. Bernal fehlen somit nur noch 143 flache Kilometer zu seinem ersten WorldTour-Gesamtsieg.
Zitate Vorschau 7. Etappe (Sacramento – Sacramento, 143 km)
Nach den Höhenmetern der heutigen Königsetappe verläuft der Schlusstag des einzigen WorldTour-Rennens der USA komplett flach. Nach dem Start vor dem Capitol werden die Fahrer auf einen topfebenen Rundkurs aus der Hauptstadt des Bundesstaates Kalifornien herausgeführt. Nicht einmal drei Rennstunden vergehen, bevor das Peloton die Ziellinie vor dem Capitol in Sacramento zum ersten Mal wieder überquert. Danach erleben die Besucher ein Finale im Stile eines Kriteriums: drei kurze Runden von jeweils 3,5 Kilometer durch das Stadtzentrum von Sacramento sind zu absolvieren, bevor der Tages- und Gesamtsieger der 13. Amgen Tour of California feststehen.
Vor allem Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) hat gute Erinnerungen an Sacramento. Die Auftaktetappe des vergangenen Jahres war nahezu identisch und wurde im Massensprint vom 30-jährigen Sprinter gewonnen. Daher ist für seinen Sport Direktor Torsten Schmidt die Marschrichtung für morgen klar: „Wir werden in Sacramento 100 Prozent für Marcel fahren.“
Ähnliche Pläne verfolgt das Team Sunweb rund um den Sprinter Max Walscheid. Für Sprinterkollege Nikias Arndt hat das Team noch eine Rechnung offen: „Morgen wollen wir mit Max Walscheid noch einmal auf Sprint fahren, nachdem er gestern durch den Sturz nicht eingreifen konnte. Ich werde versuchen, ihm den Sprint bestmöglich vorzubereiten.“