George Bennett (LottoNL-Jumbo) ist der Sieger der 12. Amgen Tour of California. Der Neuseeländer verteidigte auf der 125 Kilometer kurzen Schlussetappe vom Skigebiet Mountain High ins rund 2.000 Meter tiefer gelegene Pasadena bei Temperaturen von bis zu 35 Grad sein Gelbes Trikot, nachdem er im Verlauf des Tages noch einmal zahlreiche Attacken seiner Kontrahenten um Rafal Majka (Bora-hansgrohe), Andrew Talansky (Cannondale-Drapac) und Brent Bookwalter (BMC) abwehren musste, die in dieser Reihenfolge die Plätze zwei bis vier belegten.

© Amgen Tour of California / Getty Images

„Andrew hat mich sicher zehn Mal angegriffen und auch mit Brent zusammengearbeitet. Aber mein Team war bereit und dass Robert Gesink an meiner Seite war, hat meine Nerven geschont“, erklärte Bennett und versprach, trotz des bislang größten Erfolges seiner Karriere auf dem Boden zu bleiben: „Der Sieg hier gibt mir viel Selbstvertrauen, aber es ist nicht so, dass ich jetzt zur Tour de France gehe und denke ich könnte dort um Gelb kämpfen. Das ist nochmal ein großer Schritt.“

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Der Tagessieg in Pasadena ging an den US-Amerikaner Evan Huffman (Rally Cycling), der wie bereits am Mittwoch in Santa Clarita den Sprint einer Ausreißergruppe gewann. Diesmal setzte sich Huffman vor dem Spanier David Lopez (Sky) und dem Franzosen Nicolas Edet (Cofidis) durch. „Es ist unglaublich, hier zwei Etappen und das Trikot zu gewinnen. Das ist einfach verrückt“, freute sich der Kalifornier, der auch als kämpferischster Fahrer der Rundfahrt geehrt wurde, nachdem sein drittklassiges Rally Cycling-Team das Rennen jeden Tag animiert hatte und auch auf der Schlussetappe mit drei Mann in der zunächst sechs- und am Ende fünfköpfigen Ausreißergruppe vertreten war.

Die Chance auf einen Sieg im Sprint verpassten dagegen die deutschen Hoffnungsträger John Degenkolb (Trek-Segafredo) und Marcel Kittel (Quick-Step Floors). Zwar hielt Degenkolb an den Anstiegen in der Favoritengruppe mit, die 22 Sekunden nach Huffman mit 25 Mann das Ziel erreichte und sprintete dort auf den achten Platz, doch die Ausreißer machten ihm wie schon in Santa Clarita einen Strich durch die Rechnung. Kittel gewann 53 Sekunden nach dem Sieger den Sprint der zweiten großen Verfolgergruppe um Platz 32.

Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) wurde Tagessechster und gewann das Grüne Trikot des Punktbesten. Das Bergtrikot ging an den Kolumbianer Daniel Alexander Jaramillo (UnitedHealthcare) und die Nachwuchswertung an den Australier Lachlan Morton (Dimension Data), der durch einen Defekt im Zeitfahren die Führung verloren hatte, am Schlusstag aber den Sprung in die Gruppe des Tages schaffte und das Nachwuchstrikot so zurückeroberte.


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George Bennett (LottoNL-Jumbo): „Die Kalifornien-Rundfahrt hat sich ein sehr hartes Rennen entwickelt, das sehr wichtig für die Fahrer, die Teams und die Sponsoren ist, während es früher einfach eine schöne Woche in Kalifornien für uns war. Das liegt auch daran, dass die Route interessanter geworden ist und wir nicht mehr nur auf einem großen Highway zu einem Berg fahren, wo es dann um Watt/Kilogramm geht.“

„Ich hatte vor dem Zeitfahren nicht besonders viel Glaube an mich selbst. Aber danach habe ich mich dann sehr konzentriert, was sich immer mit den Schmerzen abwechselte – dann wieder happy, und dann wieder Schmerzen, als Lachlan mir auf dem Podium Champagner ins Auge spritzte.“

„Das gibt mir viel Selbstvertrauen, aber es ist nicht so, dass ich jetzt zur Tour de France gehe und denke ich könnte dort um Gelb kämpfen. Das ist nochmal ein großer Schritt. Aber es gibt mir viel Selbstvertrauen, speziell das flache Zeitfahren gestern.“

„Andrew hat mich sicher zehn Mal angegriffen heute und auch mit Brent zusammengearbeitet. Aber mein Team war bereit. Dass Robert heute da war, wenn die Attacken gingen, war sehr wichtig für mich, weil es meine Nerven geschont hat.“

„Schon ganz am Anfang im ersten Berg hat Andrew angegriffen und wir konnten ihn zurückholen, bevor dann Lachlan eine super Attacke geritten hat. Ich bin froh, dass er zwei Minuten hinter mir war im Gesamtklassement – und es war schön, ihn so stark zu sehen, nachdem er gestern die Probleme hatte.“

Peter Sagan (Bora-hansgrohe): „Ich habe wieder das Grüne Trikot geholt und bin ziemlich zufrieden mit dieser Tour of California. Vielleicht hätten wir noch etwas mehr erreichen können, aber ein Rennen ist eben ein Rennen.“

„Es war eine sehr schwer zu kontrollierende Etappe für die Sprinter-Teams, weil es die ganze Zeit entweder bergauf oder bergab ging.“

John Degenkolb (Trek-Segafredo): „Es ging relativ viel bergab und auf dem Profil sah es danach aus. Aber wir sind auch viel berghoch gefahren und das hat allen richtig weh getan. Wenn man das Profil gesehen hat, hätte man denken können: Okay, noch drei Berge und dann fahren wir noch einen schönen Sprint. Aber der Rennverlauf hat das überhaupt nicht hergegeben. Ich denke das war für mich die schwerste Etappe, weil von Anfang bis Ende Vollgas gefahren wurde.“

„Ich war voll am Limit und die Devise war, nochmal richtig tief zu gehen. Ich bin sehr zufrieden, weil ich in der Gruppe von noch etwa 30 Mann dabei war. Mein Team hat einen super Job gemacht, um mich am Berg zu motivieren, genau das Tempo zu fahren, dass ich nicht abgehängt werde. Ich bin echt stolz auf das Rennen, das wir heute gefahren sind, auch wenn es kein Top-Ergebnis geworden ist.“

„Ich habe drei, vier Mal versucht das Tempo mit hochzuhalten, weil die Gruppe weit weg war. Aber allzu viel habe ich nicht gemacht, sondern versucht mir noch Körner zu sparen. Leider hat es am Ende nicht gereicht.“

„Es wäre schön gewesen, mit einem Sieg nach Hause zu fahren, aber das Minimalziel ist erreicht, sich hier richtig leer gefahren zu haben und so können wir mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen, dort ordentlich trainieren, beim Pokalfinale zuschauen und dann hoffentlich bei der Tour de Suisse zuschlagen.“

Marcel Kittel (Quick-Step Floors): „Es war eine sehr schwere Etappe, aber die Bergankunft und die Etappe davor, als auch die Ausreißer durchkamen, waren auch sehr schwer. Es ist immer so, dass kurze Etappen mit Bergwertungen zwischendrin schwer werden. Es ist immer Vollgas und heute war richtig Programm.“

„Man musste kein Wahrsager sein, um zu wissen, dass heute alle versuchen, mich abzuhängen. Darauf waren wir eingestellt. Aber wir haben versucht, uns als Mannschaft stark zu zeigen. Wir haben nicht gewonnen, sind aber unheimlich stark gefahren und waren immer in Schlagdistanz, hatten nie mehr als anderthalb Minuten Rückstand und sind am Schluss nochmal nähergekommen. Wären wir noch ein paar Schlussrunden gefahren, hätten wir es vielleicht noch geschafft. Aber hätte, wäre, wenn, am Ende sind wir mit der Mannschaftsleistung zufrieden.“

„Es war schon eklig. Gerade da, wo wir Rückenwind haben, sind auf einmal Fahrer explodiert, die die ganze Woche keine Probleme an den Bergen hatten – weil es richtig eklig warm war. Aber es war noch erträglich.“