Die Amgen Tour of California startet am Sonntag in Long Beach. Das einzige WorldTour-Rennen der USA verläuft in diesem Jahr quer durch den Bundesstaat in Richtung Norden und endet nach 1.039 Kilometern und sieben Etappen in Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens. Neben dem Rennen für die Elite der Männer, kämpfen auch die weiblichen Profis auf drei Etappen um wertvolle WorldTour-Punkte.
Das Programm der kommenden Woche (13.-19. Mai) verspricht Abwechslung: drei Sprintetappen, zwei Bergankünfte, eine profilierte Etappe und ein langes Zeitfahren bestimmen für die Männer die Rundfahrt, die erst zum dritten Mal in ihrer Geschichte vom Süden in den Norden verläuft. Der Auftakt in Long Beach ist topfeben. Auf 12 Runden von jeweils 11,5 Kilometern gibt es nur wenige Schwierigkeiten, die den Top-Sprintern im Feld im Weg stehen. Allen voran Peter Sagan (BORA-hansgrohe) wird versuchen, seinen 17. Etappensieg einzufahren und seinem Titel als King of California gleich vom Start weg alle Ehre zu machen. „Ich komme immer gerne nach Kalifornien, es herrscht eine angenehme Atmosphäre. Alle sind relaxed, denn die Klassiker liegen hinter uns, die Tour ist aber noch etwas entfernt. Es ist die perfekte Gelegenheit, wieder in den richtigen Race-Mode zu kommen, ohne dass der Druck zu hoch ist. Die Fans sind großartig, alle fiebern dem Rennen schon lange entgegen. Es fühlt sich hier alles sehr nah und freundschaftlich an, das mag ich sehr. Vielleicht bin ich darum hier immer erfolgreich. Auch in diesem Jahr ist mein Ziel zumindest eine Etappe zu gewinnen, mit Rafal Majka haben wir auch einen Kandidaten für den Gesamtsieg dabei, und wenn es darauf ankommt, werde ich ihn so gut als möglich unterstützen. Wir werden in jedem Fall für eine gute Show sorgen und Spaß haben“, sagt der Weltmeister vor dem Rennen.
Das Who is Who der Sprinter
Mit Fahrern, wie Mark Cavendish, Caleb Ewan, Fernando Gaviria, Marcel Kittel oder Alexander Kristoff, wird sich das Who is Who der internationalen Sprinter den Fans in Kalifornien präsentieren. Nach dem Auftakt für die Sprinter werden die Aspiranten auf die Gesamtwertung in den Vordergrund rücken. Das Finale auf der Gibraltar Road, einem Anstieg über 12 Kilometer mit durchschnittlich 8%, ist zum zweiten Mal nach 2016 wieder Etappenziel. Der dritte Tag wird mit 197 Kilometern nicht nur der Längste der Rundfahrt, sondern verteilt zwischen King City und der Rennstrecke in Laguna Seca auch mehr als 2.500 Höhenmeter. Fahrer, die das Bergtrikot im Blick haben, dürfen sich auf sechs Bergwertungen freuen, werden sich aber beim Kampf um den Tagessieg wahrscheinlich den Klassikerexperten geschlagen geben müssen. Am Mittwoch schlägt die Stunde der Zeitfahrer. Auf einem technisch anspruchsvollen Kurs über 34,7 Kilometer mit Start und Ziel in San Jose/Morgan Hill wird eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung fallen. Kurven, Wind, ein Anstieg und eine Abfahrt verlangen von den Spezialisten einen perfekten Tag im Kampf gegen die Uhr. Nach einem Transfer ins Landesinnere nach Stockton kommen auf der fünften Etappe mit Ziel in Elk Groove die Sprinter erneut zum Zuge. In diesem Vorort von Sacramento liegt das Finale der Rundfahrt bereits nah, doch zunächst muss am Freitag noch ein Abstecher an den Lake Tahoo absolviert werden – die Königsetappe der Tour of California. Nach dem Start in Folsom geht es stetig bergauf, um binnen 130 Kilometern 2.500 Meter Höhenunterschied zu absolvieren. Selbst das Ziel in South Lake Tahoo bietet nach 196,5 Kilometern noch Höhenluft. Nach der Kletterei verläuft der Schlusstag mit Start und Ziel in Sacramento wieder komplett flach und verspricht einen Massensprint.
Deutsche Fahrer in Kalifornien
Ebenso vielfältig, wie die Etappen der Rundfahrt, präsentiert sich auch das deutsche Kontingent im Peloton. Auf die Sprints freuen sich die deutschen Fahrer von Katusha-Alpecin. Angeführt wird die Equipe von Marcel Kittel, der an Sacramento gute Erinnerungen hat. Dort gewann er im letzten Jahr gleich die erste Etappe und durfte das gelbe Trikot überstreifen. Der 30-jährige möchte zeigen, dass sich Geschichte wiederholen kann. Als Edelhelfer für dieses Unterfangen stehen ihm Rick Zabel, im Vorjahr nach einem starken Sprint in Morroy Bay nur vom Weltmeister geschlagen, und Nils Politt zur Seite. Für Politt dient die Kalifornien-Rundfahrt nach einem außergewöhnlichen Frühjahr als Formtest für die zweite Saisonhälfte.
Der 21-jährige Lennard Kämna (Team Sunweb) wird sich bei seinem Debüt in Kalifornien auf die Höhenmeter und das anspruchsvolle Zeitfahren der Wochen-Rundfahrt konzentrieren. Im Kampf um das gelbe Trikot sieht er sich unter anderem dem Gesamtzweiten des Vorjahres Rafal Majka (BORA-hansgrohe), Egan Bernal (Team Sky), Zweiter der Romandie-Rundfahrt, dem Etappensieger des Tirreno-Adriatico Adam Yates (Mitchelton-Scott) und dem früheren Gewinner der Tour of Califonia Tejay van Garderen (BMC Racing Team) gegenüber.
Nikias Arndt und Max Walscheid (beide Team Sunweb) starten ebenfalls zum ersten Mal im Westen der USA, haben ihren Blick aber auf die drei Sprintetappen gerichtet. Vor allem Max Walscheid, der mit dem Rückenwind seines ersten Saisonsieges von der Tour de Yorkshire anreiste, ist motiviert: „Die Tour of California fahre ich sehr gern! Ich war im letzten Jahr in der Region im Urlaub und habe von den Teamkollegen bisher nur Gutes über das Rennen gehört. Zudem denke ich, dass mir die Streckenführung hier sehr entgegenkommt, da es, wenn es flach ist auch wirklich richtig flach ist. Da versuche ich natürlich in den Sprints ganz vorne mitzumischen. Ich bin optimistisch und freue mich auf den Start.“
Die beiden Routiniers Roger Kluge (Mitchelton-Scott) und Johannes Fröhlinger (Team Sunweb) vervollständigen die deutsche Abordnung in Kalifornien.