Toms Skujins (Trek-Segafredo) hat sich die dritte Etappe der Amgen Tour of California über 197 Kilometer von King City zur Automobilrennstrecke in Laguna Seca gesichert. Der 26-jährige Lette verwies nach fünf Bergwertungen als Solist den US-Amerikaner Sean Bennett (Axeons Hagens Berman) mit drei Sekunden Rückstand auf den zweiten Platz. Caleb Ewan (Mitchelton-Scott) aus Australien gewann mit acht Sekunden Abstand den Sprint der ersten Verfolgergruppe.
Der Kolumbianer Egan Bernal (Sky) verteidigte als Fünfter sein Gelbes Trikot des Gesamtführenden. Als bester Deutscher erreichte Nils Politt (Katusha-Alpecin) mit 1:12 Minuten Rückstand als 49. das Ziel. „Es war ein schweres Finale. Ich wollte als Klassikerspezialist mit den Besten mithalten, das ist mir nicht ganz gelungen“, so der Hürther im Ziel.
„Heute war ein harter Tag. Sean war extrem stark, ich war einige Male am Limit. Ich kannte den Kurs und wusste, dass ich als Erster über die letzte Steigung kommen musste. Zum Glück konnte ich die entscheidenden Pedalumdrehungen mehr machen“, so Skujins auf der Pressekonferenz im Ziel. Vor genau einem Jahr war der Lette noch auf der zweiten Etappe der Amgen Tour of California in einer Abfahrt schwer gestürzt und musste anschließend mit einer schweren Gehirnerschütterung das Rennen aufgeben. „Das macht den Erfolg heute natürlich speziell. Ich hätte nach dem Unfall nicht gedacht, dass ich so schnell wieder erfolgreich sein würde“, zeigte sich Skujins selbst überrascht.
„Zweiter ist besser als nichts. Wenn ich nicht mit Toms zusammengearbeitet hätte, wären wir nicht durchgekommen. Ich musste richtig tief gehen“, so der zweitplatzierte Bennett. Auch der Dritte, Caleb Ewan, zeigte sich zerknirscht: „Es war schwer heute, aber mein Team hat mich immer vorn gehalten. Vor allem Roger Kluge hat mich perfekt in den vorletzten Anstieg gebracht und dann konnte ich gut in der reduzierten Gruppe mithalten. Leider hat unsere schlechte Zusammenarbeit dazu geführt, dass die Ausreißer durchkamen. Ich hätte gern gewonnen, das ist sehr frustierend.“
Der Rennverlauf
Unmittelbar mit dem Startschuss in King City setzten sich bei erneut bestem Wetter und warmen Temperaturen drei Ausreißer ab. Die beiden Rally-Cycling-Fahrer Evan Huffman und Robin Carpenter erhielten Unterstützung durch Ian Garrison (Axeon Hagens Berman). Da Huffman mit mehr als 14 Minuten Rückstand auf Bernal keine Gefahr für den Gesamtführenden darstellte, ließ das Feld die Spitze zunächst auf 5:35 Minuten davonziehen. Unter der Regie von Bora-hansgrohe fuhr das Feld die Lücke nach und nach zu. Im zweiten Anstieg des Tages zur East Carmel Valley Road etwa 55 Kilometer vor dem Ziel fiel zunächst Carpenter dem Tempo seiner Begleiter zum Opfer, ehe auch sein Kollege Huffman aufgrund eines Defekts Garrison ziehen lassen musste. Dafür löste sich gut 35 Kilometer vor dem Ende Skujins mit Logan Owen (EF-Drapac) aus dem Feld und schloss zur Spitze auf.
Gut 14 Kilometer vor dem Ende verblieb der spätere Sieger allein an der Spitze, während von hinten Bennett auffuhr. Im Feld ereilte Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) derweil ein Defekt, der den Kolumbianer um seine Chancen brachte. „Ich hatte zweimal Pech. Erst bin ich gestürzt, dann hatte ich Defekt. Aber so ist der Radsport, morgen ist ein neuer Tag“, so der 23-Jährige im Ziel. Das Spitzenduo nahm etwa 25 Sekunden an Vorsprung auf das Feld mit in die letzte Steigung gut drei Kilometer vor dem Ende. Kurz vor dem Gipfel an der berühmten Corkscrew-Corner auf dem Laguna Seca Raceway gelang es Skujins schließlich, seinen Begleiter zu distanzieren und den Vorsprung über den letzten abfallenden Kilometer ins Ziel zu retten.
Vorschau 4. Etappe (Einzelzeitfahren, 34,7 Kilometer, San Jose/Morgan Hill)
Am Mittwoch schlägt die Stunde der Zeitfahrer. Auf einem technisch anspruchsvollen Kurs über 34,7 Kilometer mit Start und Ziel in San Jose/Morgan Hill wird eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung fallen. Kurven, Wind, ein Anstieg und eine Abfahrt verlangen von den Spezialisten einen perfekten Tag im Kampf gegen die Uhr.
„Ich bin glücklich, das Trikot verteidigt zu haben. Morgen im Zeitfahren wird es für mich ein wichtiger Tag sein, um die Gesamtführung zu verteidigen“, sagte der Gesamtführende Bernal nach dem heutigen Zieleinlauf. Im Kampf gegen die Uhr müssen der Kolumbianer und auch der Zweitplatzierten Rafal Majka (Bora-hansgrohe/+0:25) sich vor allem vor dem Zeitfahrspezialisten Tejay Van Garderen (BMC/+1:00) in Acht nehmen.
Patxi Vila (Sportdirektor Bora-hansgrohe): „Tejay Van Garderen ist der große Favorit auf den Tagessieg und das Gelbe Trikot. Rafal wird sein Bestes geben, danach sehen wir, wo wir stehen.“
Die deutschen Fans schauen erwartungsvoll auf Nikias Arndt (Team Sunweb) und Nils Politt (Katusha-Alpecin). Arndt, der im Zeitfahren der letzten Tour de France den 7. Platz belegte, freut sich auf morgen: „Ich habe auf jeden Fall Ambitionen. Die Beine sind gut und das Zeitfahren sollte mir liegen. Es ist kurvig und es geht leicht hoch und runter. Ich bin motiviert und glaube, dass da ein gutes Ergebnis möglich ist.“ Politt peilt eine Wiederholung seines Vorjahresergebnisses an, als er Zehnter im Zeitfahren am Big Bear Lake wurde: „Das Zeitfahren hat eine gute Länge für mich, nicht zu lang und nicht zu kurz. Ich möchte gern in die Top Ten fahren.“