Der 1. Mai wird ein Wiedersehen aller aktiven Radklassiker-Sieger. Gleich fünf Fahrer streben einen erneuten Titel bei Eschborn-Frankfurt an. John Degenkolb (Sieger 2011), Alexander Kristoff (2014-2018), Pascal Ackermann (2019), Jasper Philipsen (2021) und Sam Bennett (2022) wollen erneut vor der Alten Oper jubeln. Ob ihnen das Strecken-Update des Sportlichen Leiters Fabian Wegmann (2009, 2010) entgegenkommt oder sich ein neuer Name in die Siegerliste des deutschen WorldTour-Rennens einträgt, bleibt offen.
Eines steht jetzt schon fest: Spürbar mehr Klassikercharakter wird Eschborn-Frankfurt 2023 prägen. Die 200-Kilometer-Klassikerdistanz wird wieder erreicht und dazu gibt es ein Plus an Höhenmetern. Im Mittelpunkt des Strecken-Updates steht der Feldberg. Der höchste Berg im Taunus wird in diesem Jahr zweimal befahren, denn zur Rennhälfte muss er erneut bezwungen werden – dazu noch von der schwereren, südwestlichen Auffahrt. Nachdem die Profis die zweite Überquerung des Mammolshainer bereits in den Beinen haben, geht es für sie direkt weiter über die Billtalhöhe bis auf den Feldberg.
Mit dem neuen Kletterabschnitt und einem kürzeren Weg vom letzten Mammolshainer-Anstieg bis zum Ziel steigen die Erfolgsaussichten für Taunus-Attacken. Dieses Strecken-Update und bisher offensiv ausgefahrene Frühjahrsklassiker garantieren Spannung am 1. Mai.
Titelverteidiger im Fokus
Gleich fünf Radklassiker-Sieger stehen am Start in Eschborn. Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) kommt mit Schwung aus einer dreiwöchigen Rennpause. Mit Siegen beim WorldTour-Klassiker in De Panne und beim Scheldeprijs, der inoffiziellen Sprinter-WM, sowie einem 2. Platz bei Paris-Roubaix ist der 25-Jährige einer der Hauptdarsteller des Frühjahrs.
Auch für John Degenkolb (Team DSM) waren es besondere Klassiker-Wochen in Top-Form. Die Enttäuschung von Roubaix wird beim Heimrennen keine Rolle mehr spielen. Die Fans können sich auf einen „local hero“ freuen, der auch in seiner 13. Profi-Saison den Radklassiker aktiv prägen wird. Im 1. Profi-Jahr gab es den Heimsieg – vielleicht bringt die 13 in zwei Wochen Glück. Auch Alexander Kristoff (Uno-X Pro Cycling Team) hat sich viel vorgenommen. Mit großer Erfahrung hat der Radklassiker-Seriensieger auch in seinem neuen Team einen erfolgreichen Saisonauftakt gefeiert. Auf den neuen Feldberg-Anstieg blickt der Routinier aber mit Respekt und hofft darauf, Angriffe abwehren zu können.
Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) konnte als letzter Deutscher in Frankfurt jubeln. Der 29-Jährige wartet noch auf den ersten Saisonsieg und möchte sich beim Radklassiker den letzten Feinschliff vor seinem Start beim Giro d’Italia holen. Für den Titelverteidiger Sam Bennett (BORA – hansgrohe) verlief die Saison bisher als Achterbahnfahrt. Gleich mit einem Sieg und guten Etappensprints in das Jahr gestartet, fielen die Klassiker-Wochen ins Wasser. Motiviert durch die Startnummer 1 soll Eschborn-Frankfurt zum erfolgreichen Renn-Comeback werden.
Fährt ein neuer Radklassiker-Name ins Rampenlicht?
Das einzige deutsche Team der UCI WorldTour, BORA – hansgrohe, geht neben dem Titelverteidiger auch mit dem Deutschen Meister Nils Politt und Max Schachmann in das Heimrennen. Beide können mit den neuen Anforderungen im Taunus umgehen und das Rennen sehr selektiv gestalten.
Auch für Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) könnte sich die anspruchsvollere Strecke auszahlen. Der 2. des U23-Radklassikers von 2018 möchte nach einem sehr guten Frühjahr auch bei den Profis auf dem Podium in Frankfurt stehen. Im letzten Jahr suchte er im Taunus erfolglos eine frühe Entscheidung, jetzt gibt es neue Möglichkeiten.
Mit Max Walscheid (Cofidis) und Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) haben sich weitere Deutsche angekündigt. Der 29-Jährige Walscheid hat noch eine Rechnung mit dem Radklassiker offen. Er stand nur einmal am Start in Eschborn, konnte das Rennen 2018 aber nicht beenden. Nach seinem starken 8. Platz bei Paris-Roubaix kommt er nun mit Selbstvertrauen in den Taunus. Zimmermann feiert am 1. Mai seinen Radklassiker-Hattrick. Nachdem er in den beiden Vorjahren im Dienst seiner Sprint-Kapitäne stand und sie erfolgreich auf oder an das Podium pilotiert hat, könnten dem Gewinner der Deutschland Tour-Nachwuchswertung nun die zusätzlichen Höhenmeter entgegenkommen.
Arnaud de Lie (Lotto Dstny) könnte den Hoffnungsträgern der deutschen Fans die Show stehlen. Das erst 21-jährige Toptalent hat bereits bei seiner Radklassiker-Premiere im letzten Jahr Eindruck hinterlassen. Auf Anhieb sprintete er auf Rang 7. Mit diesem Ergebnis, drei Saisonsiegen und einer erfolgreichen Klassikerkampagne im Rücken gilt der endschnelle Belgier jetzt nicht mehr als Underdog.
Strecken-Update könnte neuem Fahrertyp liegen
„Bei den vorläufigen Fahrer-Nennungen der Teams ist kein eindeutiger Trend zu erkennen. Reine Sprinter sind genauso dabei, wie die bergfesten und klassikererprobten Namen. Ich bin gespannt, wie die Fahrer den neuen Parcours annehmen. Der Blick zurück auf die Frühjahrsklassiker zeigt, dass viele Rennen sehr offen ausgefahren wurden und frühe Attacken oft eine Vorentscheidung oder sogar die Entscheidung gebracht haben. Wir haben dafür den passenden Kurs vorbereitet – jetzt ist es an den angriffslustigen Fahrern, diese Chance zu nutzen„, sagt Fabian Wegmann, Sportlicher Leiter von Eschborn-Frankfurt.
Das Elite-Rennen startet am 1. Mai um 12:05 Uhr in Eschborn. Nach dem neutralen Start sind 203,8 Kilometer zu absolvieren. Nach einer ersten Zieldurchfahrt in Frankfurt bei Rennkilometer 15 fährt das Peloton in den Taunus. Es geht zunächst auf gewohnter Strecke über den Feldberg (KM 46,5) und danach über Eppstein zum ersten Mal über den Mammolshainer Stich (KM 92). Nach der zweiten Mammolshainer-Überfahrt (KM 107,9) führt die Strecke über die Billtalhöhe zur südwestlichen Auffahrt auf den Feldberg (KM 117,8). Über die Kittelhöhe und Glashütten wird erneut der Mammolshainer (KM 167,8) angefahren, bevor es zum Finale nach Frankfurt geht. Nachdem die Fahrer im Finale das Ziel einmal passiert haben, wird die Schlussrunde eingeläutet.