Die Ausreißer und der starke Rückenwind haben den Top-Sprintern um Marcel Kittel (Quick-Step Floors) und John Degenkolb (Trek-Segafredo) auf der 4. Etappe der Amgen Tour of California einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das 159,5 Kilometer lange Teilstück von Santa Barbara nach Santa Clarita schien auf dem Papier zwar wie für einen Massensprint gemacht, doch am Ende triumphierte der US-Amerikaner Evan Huffman vom drittklassigen Rennstall Rally Cycling. Der 27-Jährige setzte sich in einer fünfköpfigen Ausreißergruppe vor seinem Teamkollegen Rob Britton und dem Niederländer Lennard Hofstede (Team Sunweb) durch.

„Es ist unglaublich. Letztes Jahr war das hier schon ein tolles Rennen für mich, und vielleicht eine Art Durchbruch. Jetzt zurück zu kommen und das noch zu toppen, das ist einfach sehr befriedigend“, freute sich Huffman, der im Vorjahr das Bergklassement in Kalifornien gewonnen hatte und diesmal mit der Empfehlung des Gesamtsieges bei der Tour of the Gila Ende April angetreten ist. „Für unser Team ist das riesig. Wir haben uns jedes Jahr stetig verbessert, und diese Saison sind wir wirklich gut gefahren bisher. Jetzt beim größten Rennen unseres Kalenders eine Etappe zu gewinnen, ist wirklich toll.“

Degenkolb sprintete 13 Sekunden nach dem Sieger und wenige Zentimeter hinter Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) als Zweiter des jagenden Hauptfeldes auf den siebten Platz der Etappe. Kittel wurde Achter. „Es war ein bisschen schade, dass wir die Gruppe nicht bekommen haben. Ich habe mich gut gefühlt und am Ende hat nicht viel gefehlt“, bedauerte der Oberurseler die verpasste Chance auf einen Sprint um den Tagessieg.

© Amgen Tour of California / Brian Hodes

Das Peloton hatte den fünf Ausreißern nach einer schnellen Anfangsphase neun Minuten Vorsprung gewährt, schien bis 40 Kilometer vor dem Ziel aber alles unter Kontrolle zu haben. Als dann jedoch auf dem Weg zum Ziel in der letzten Rennstunde starker Rückenwind blies, spielte das der Spitzengruppe in die Karten und die Lücke konnte nicht mehr geschlossen werden. „Der Rückenwind hat der Gruppe sicher geholfen, aber man muss auch sagen, dass sie extrem stark waren“, zollte Degenkolb den Ausreißern Respekt.

„Wir sind auf dem Highway zurück zum Ziel Vollgas gefahren und hatten bei Rückenwind die ganze Zeit 60 bis 65 drauf“, erzählte der Deutsche Nils Politt, der für Katusha-Alpecin und deren norwegischen Sprinter Alexander Kristoff im Hauptfeld Tempo bolzte. „Im Endeffekt war es knapp und wir haben uns ein bisschen verpokert. Aber die letzte Etappe wird auch nochmal eine Sprintetappe sein, und da werden wir es nochmal versuchen.“


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John Degenkolb (Trek-Segafredo): „Es war ein bisschen schade, dass wir die Gruppe nicht bekommen haben. Ich habe mich gut gefühlt und am Ende hat nicht viel gefehlt, aber es kamen ein paar Sachen zusammen, die uns nicht in die Karten gespielt haben. Wir haben einen Rennfahrer verloren, der eigentlich fahren sollte, aber beim Flaschenholen abgehängt wurde, und es war alles etwas chaotisch heute. Der Rückenwind hat der Gruppe sicher geholfen, aber man muss auch sagen, dass sie extrem stark waren. Das hat man am Anfang schon gesehen, als es am ersten Berg voll zur Sache ging und sie nicht eingeholt wurden. Das ist ein Zeichen, dass sie sehr stark waren.“

„Ich bin froh, dass mein Gefühl gut ist, und das lässt jetzt hoffen. Mit dem Sprint bin ich zufrieden. Aber ein Sprint um Platz sechs ist immer auch noch etwas anderes, als einer für den Sieg.“

Nils Politt (Katusha-Alpecin): „Es war ein ziemlich schneller Start und am ersten Berg wurde das Feld komplett auseinandergerissen, bis die Gruppe stand. Dann bekamen die Ausreißer acht Minuten Vorsprung und wir haben immer einen mit durch die Führung geschickt. Aber als 70 Kilometer vor dem Ziel noch immer sieben Minuten Rückstand waren und wir merkten, dass es knapp wird, sind wir auf dem Weg über den Highway zurück zum Ziel Vollgas gefahren. Wir hatten kompletten Rückenwind und die ganze Zeit 60 bis 65 drauf.“

„Im Endeffekt war es knapp und wir haben uns ein bisschen verpokert. Aber die letzte Etappe wird auch nochmal eine Sprintetappe sein, und da werden wir es nochmal versuchen.“

„Wir wussten vorher, dass wir fast den ganzen Tag Rückenwind haben würden. Aber dass es so viel sein würde, hatten wir nicht auf der Rechnung – und auch dass die Gruppe so stark ist. Wir dachten, dass wir sie mit Quick-Step zusammen zurückholen können.“

„Klar sprechen die Sprinter-Teams untereinander, wer nachfährt und wer nicht. Heute waren es hauptsächlich Quick-Step und wir, die gefahren sind. Trek hat sich noch etwas mit eingebunden, aber zum Beispiel Bora hat sich komplett rausgehalten. Das verstehe ich nicht richtig, weil sie mit Sagan auch um den Etappensieg hätten fahren können. Aber so ist es eben und damit müssen wir leben.“