Mit Pascal Ackermann gewinnt zehn Jahre nach Fabian Wegmann wieder der Deutsche Meister beim Traditionsrennen Eschborn-Frankfurt. Der Sprinter setzte sich bei der 58. Austragung des deutschen Klassikers nach 187,5 Kilometern an der Alten Oper in Frankfurt im Sprint vor Lokalmatador John Degenkolb und Seriensieger Alexander Kristoff durch.
„Ich habe aktuell einfach unglaublich viel Spaß am Radsport. Das kann man glaube ich auch sehen. Das Selbstvertrauen kommt aber auch von meinen Teamkollegen. Wir fahren die Rennen mittlerweile lieber von vorne und zeigen Präsenz. Das motiviert mich auch für das Finale. Der Sprint war allerdings etwas früh für mich, aber Kristoff kam dann von hinten an mir vorbei und war der perfekte Anfahrer. Die anderen haben in den Anstiegen etwas Probleme bekommen, ich habe mich aber sehr gut gefühlt. Daher habe ich mir gedacht, ich ziehe mein Ding durch und habe nicht mehr auf die anderen geschaut. Und ich wusste aus den vergangenen Wochen und meinem Training, dass ich eine sehr gute Form habe“, sagte der Sieger Ackermann nach 4:23:26 Stunden Fahrzeit im Ziel.
Der letzte Sieger im deutschen Meistertrikot in Frankfurt war Fabian Wegmann 2009. Für Ackermann bedeutete der Sieg außerdem eine gelungene Generalprobe für sein Debüt beim Giro d’Italia am 11. Mai.
Stimmen der Podiumsplatzierten
„Ich hatte unterwegs in den Anstiegen ein paar Probleme, meine Teamkollegen mussten mich zweimal ins Hauptfeld zurückbringen. Ich hatte nicht die besten Beine und auf den Finalrunden in Frankfurt habe ich auch noch Krämpfe bekommen, daher hatte ich nicht das beste Gefühl im Sprint. Aber ich habe es dennoch aufs Podium geschafft, damit bin ich zufrieden. Gegen die anderen Jungs auf dem Podium hatte ich heute keine Chance. Ich werde nächstes Jahr zurückkommen und versuchen, wieder zu gewinnen“, sagte hingegen Kristoff. Der geschlagene Norweger hatte zuletzt den deutschen Klassiker viermal in Folge gewonnen. Fünf Siege in Serie bei demselben WorldTour-Klassiker waren noch nie einem Fahrer in der Radsport-Geschichte gelungen.
Degenkolb, der das Rennen 2011 als letzter deutscher Fahrer gewonnen hatte, sagte: „Schade, dass es nicht gereicht hat zum Sieg – das ist natürlich ein kleiner Wermutstropfen. Ich freue mich für Pascal, dass er unser Heimrennen gewinnen konnte. Das zählt schon was. Es ist eine große Nummer, diesen Sieg mit nach Hause zu nehmen, gerade auch, weil es ein WorldTour-Rennen ist. Ich habe versucht, immer in Schlagdistanz aber nie im Wind zu sein. Da habe ich mir nichts vorzuwerfen. Seit wir durch Eschborn durchgefahren sind, hatte ich allerdings Krämpfe. Ich hatte richtig zu kämpfen. Der Wille war aber groß. Das ist, was zählt und was mir den zweiten Platz gebracht hat.“
Der 30-Jährige wohnt an der Strecke in Oberursel und hatte entsprechend viel Support an der Strecke: „Das Rennen ist etwas ganz Besonderes. Ich habe ganz viele bekannte Gesichter gesehen, Leute, die mit Dege-Plakaten Support geben, die auf der Strecke etwas gemalt haben.“
Der Rennverlauf
Nach dem Start in Eschborn führte der deutsche Radklassiker das hochkarätige Starterfeld aus 22 Mannschaften, darunter erstmals 12 Teams aus der WorldTour, auf die Taunusrunde mit topografischen Schwierigkeiten wie dem Mammolshainer Stich, den Ruppertshainer Anstieg und die Billtalhöhe. 3.200 Höhenmeter sammelten die Profis auf der bergigen Schleife mit acht Bergwertungen, ehe es zur Entscheidung auf die neu gestaltete Mainschleife durch Frankfurt ging. Die finale Zielrunde über 6,5 Kilometer musste zweieinhalbmal befahren werden.
Früh im Rennen bildete sich eine achtköpfige Spitzengruppe aus Offredo (Wanty-Gobert), Pedersen (Team Sunweb), Peyskens (Wallonie-Bruxelles), Schönberger (Neri Sottolli), Shalunov (Gazprom-Rusvelo), van Gompel (Sport Vlaanderen) und Zakharov (Astana). In der letzten Runde durch Frankfurt wurde eine Gruppe um die letzten Ausreißer plus den Sieger der Deutschland Tour, Matej Mohoric (Bahrain-Merida), vom Feld gestellt. Insbesondere Bora-hansgrohe hatte zuvor viel in die Nachführarbeit investiert. Über die Anstiege blieb das Feld relativ kompakt, sodass am Ende alles auf eine Sprintentscheidung hinauslief. Mit perfektem Ausgang aus Sicht der deutschen Equipe aus Raubling rund um den Sieger Pascal Ackermann.